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31.07.2019

Geigenwunder und Wunderkinder. Berichte von den Salzburger Festspielen

Bilder: SF / Marco Borrelli
„Es ist immer eine Freude, in Salzburg zu spielen“, sagte der Violinvirtuose Maxim Vengerov. Diese Freude vermittelte er zusammen mit der Pianistin Polina Osetinskaya einem begeisterten Publikum. Dieses kam gar nicht zum Nachdenken darüber, dass manch angekündigtes Werk gar nicht erklang.

VON HORST REISCHENBÖCK

Wozu sich vorneweg auf Wolfgang Amadé Mozarts Violinsonate KV 378 oder Ernest Chausson und Claude Camille Saint-Saëns gedanklich einstimmend vorbereiten, wenn das dann nicht zu hören ist? Zumindest am zentralen Werk des Solistenkonzerts wurde nicht gerüttelt – immerhin wurde mit dem Konzert am Dienstag (30.7.) im Haus für Mozart die Reihe Zeit mit Enescu eröffnet.
George Enescu war geigendes Wunderkind und dann in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts Rumäniens bedeutendster, gleichwohl bei uns viel zu wenig bekannt gewordener Komponist.
Die Erstaufführung seiner Sonate für Violine und Klavier f-Moll op. 6 in Salzburg bildete den Angelpunkt des musikalischen Geschehens. Bereits in Enescus späterer Wahlheimat Frankreich entstanden, spiegelt der wohl deshalb mit Assez mouvementé überschriebene Kopfsatz noch auch die gedankliche Erinnerung an seine Ausbildung in Wien bei Robert Fuchs wider. Klingt das doch vorerst wie eine konsequente Weiterführung des imaginären Vorbilds Johannes Brahms, um sich dann im lyrischen zweiten Satz davon gelöst freier zu entfalten. Das Finale bietet dann mittendrin auch zu rhythmisch hämmernden Klavierakkorden durchaus Enescu-typisch, sonst bei ihm wenig anzutreffende folkloristische Melodik aus seiner Heimat.
Süffig, energisch vertiefte Maxim Vengerov seine „Ex-Kreutzer“-Stradivari, zusammen mit Polina Osetinskaya am Steinway ein Herz und eine Seele, in diesen musikalischen Fluss, auf den er die Hörer vchronologisch hingeführt hatte: Gespielt wurde Mozarts für klassische Verhältnisse große virtuose Sonate B-Dur Sonate KV 454, die Geige und Klavier partnerschaftlich musizieren heißt. Es folgte von Franz Schuberts virtuos ausgedehnt großer Fantasie für Violine und Klavier C-Dur D 934, die das Tor in die Romantik öffnet.
Enescus Kollege Eugène Ysaÿe wiederum verdankt die Musikwelt ein rares halbes Dutzend an Solosonaten op. 27. (Dem gesamten Zyklus widmeten sich übrigens Thomas Zehetmair und Benjamin Schmid. Letzterer wurde von Yehudi Menuhin gefördert, der wiederum Schüler von Enescu war. ) Ysaÿe betitelte den darin Enescu gewidmeten Einsätzer „Ballade“, in der sich eine quasi „Bach'sche“ frei pulsierende Gestaltungskraft niederschlägt. Maxim Vengerov riss sie im Alleingang zu einer stürmischen Interpretation hin, bei der die Bogenhaare staubten und die traditionelle Sieben-Minuten-Marke locker unterboten wurde.
Reißerisch offizieller Endpunkt des Abends war dann Maurice Ravels Tzigane — Rhapsodie de concert für Violine und Klavier als gleichsam Überhöhung von Franz Liszts-Csárdás‘. Vengerov kostete souverän publikumswirksam die Spikkati und Pizzikati aus und dankte mit seiner aufmerksamen Mitstreiterin Osetinskaya am Flügel dem Beifallssturm durch ein Kleeblatt an Zugaben, gebildet aus Fritz Kreislers Caprice viennois op. 2, zwei Adaptionen Ungarischer Tänze von Johannes Brahms und der fantasievollen Romance aus Edward Elgars Violinsonate.
Bilder: SF / Marco Borrelli

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